SLOWFEEDER in der Pferdeernährung

Unter dem Begriff Slowfeeder versteht man alle Maßnahmen, um die Aufnahme von Raufutter beim Pferd zeitlich und/oder mengenmäßig zu begrenzen.

Hierbei wird zwischen zwei Arten unterschieden –  zeitgesteuerte Heuraufen/ Heuautomaten, welche den Zugang zum Raufutter zeitlich begrenzen und den Heunetzen, Heukisten oder auch Heubällen, aus denen das Heu gezupft werden muss und somit nicht nur die Menge begrenzt, sondern auch die Fressdauer verlängert werden kann.

Wann machen Slowfeeder Sinn?

Unser Heu ist nicht mehr mit dem Steppenfutter der Wildpferde vergleichbar, da es deutlich mehr Zucker enthält. Daher ist für die meisten Pferde eine 24h Fütterung mit losem, sehr zuckerreichem Heu schädlich für den Stoffwechsel (natürlich abhängig von Rasse, Nutzung und Konstitution).

Nichtsdestotrotz sind unsere Pferde Dauerfresser – als Steppentiere ist der Verdauungsapparat auf dauernde Futtersuche und Bewegung ausgelegt – daher sollte man in der Pferdehaltung, so gut es eben geht und es die Gegebenheiten zulassen, dieses natürliche Verhalten unterstützen und fördern.

Auch machen Slowfeeder für Stoffwechsel-erkrankte Pferde Sinn, denn Insulinresistenz und Co. führen meist zu einem ständigen Hungergefühl, was wiederum das Schlingen des Futters fördert, und so eine hohe Menge an Zucker und Nährstoffen im Körper anfluten, mit dem der erkrankte Organismus nur bedingt oder gar nicht umgehen kann.

Schlingen die Pferde, ist das Heu auch schneller weg und die Fresspausen wieder länger.
Zu lange Fresspausen führen so wieder zu Stress, welcher wiederum die Insulinresistenz fördert.
Außerdem kann ein Pferd unter Stress, das die Futteraufnahme nicht gesichert ist, auch seine Ruhephasen nicht optimal auszuschöpfen. 

Auch für leichtfruttrige Pferde, die wenig genutzt werden, also den Zucker und die Energie des Futters gar nicht vollständig umsetzen, ist eine Raufutterfütterung über Slowfeeder sinnvoll.

Was sind die einzelnen Vor- und Nachteile der Slowfeeder?

Heuraufen/ Heuautomaten mit zeitlich begrenztem Zugang:

+ Zeitliche Ersparnis für Stallbetreiber

– hohes Stresslevel, weil Futterversorgung nicht gesichert
– Rangniedrige Tiere benachteiligt
– Pferde schlingen sehr viel
– Insulinresistenz wird begünstigt durch Stress

Heunetze/ Heukisten/ Heubälle mit mengen- und zeitmäßige Restriktion:

+ Verlust von Heu unter 10% im Vergleich zur losen Fütterung 
+ Große Raufe mit Rundballen und Heunetz schnell und einfach zu befüllen
+ Fressgeschwindigkeit wird gebremst, damit keine oder deutlich kürzere Fresspausen
+ gewebte Netze haben eine sehr gute Qualität, sind weicher und damit zahnschonender
+ Heunetze in allen Größen und Formen erhältlich, also auch für große Ballen möglich 

– ältere Pferde mit schlechter Zahnqualität
– Zeitfaktor Heunetze stopfen
– mangelnde Qualität der Netze, z.B. harte geknotete Nylonnetze, schlecht für die Zähne
– Falsche, zu kleine Maschenweite kann auch wieder zu Stress führen
– Verletzungsgefahr bei zu niedrig gehängten Netzen oder weil Pferde ungeduldig scharren und im Netz hängen bleiben
– Fehlende Schneidezähne (EOTRH) macht die Futteraufnahme sehr schwierig, fast unmöglich 
– Je älter die Pferde desto schlechter die Zahnqualität, meist sind diese Pferde eh zu dünn

Was muss man beim Einsatz von Slowfeedern beachten?

Wenn man sich für eine Slowfeeder Variante entschieden hat – ich würde immer zum Heunetz in sehr guter Qualität raten – gibt es einige Punkte zu beachten.

  • Qualität der Heunetze: gewebte und NICHT geknüpfte Netze. Vorsicht auch mit Kunststoff- oder Metallgittern!! Diese Materialien sind alles andere als zahnfreundlich!
  • Die Pferde müssen an die neue Fresssituation gewöhnt werden, um Frust, Stress und die Verletzungsgefahr zu vermeiden
  • Die passen Maschenweite muss zur Heuqualiät und Gewöhnung passen. Heißt, kennen die Pferde das Fressen aus Heunetzen nicht, sollte zu Beginn immer eine größere Maschenweite gewählt werden. Auch bei sehr langfaserigem Heu ist sind weitere Maschen sinnvoll, da es sonst sehr viel Geschick und Geduld braucht, bis die Halme durch die engen Maschen gezupft worden sind. Sehr weiches, feines Heu hingegen ist bei zu weit gewählten Maschen schnell weg 😉
  • Habt ihr trotzdem sehr geschickte Kandidaten, die auch durch die kleinsten Maschen das Heu gezupft bekommen, bietet sich eine Mischung aus Heu und Stroh an, um die Fressgeschwindigkeit zu bremsen
  • Heunetze sollten immer so aufgehängt werden, dass die Pferde in einer physiologischen Haltung ( entspannte und tiefe Kopfhaltung) fressen können. D.h. die Heunetze sollten weder zu hoch noch baumelnd befestigt werden.

Habt ihr Fragen zu den einzelnen Formen der Slowfeeder-Fütterung oder benötigt ihr Hilfe und Beratung zur Fütterung eurer Stoffwechselerkrankten-Pferde, meldet euch gerne bei mir!
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