Kolik beim Pferd, warum eine Osteopathische Behandlung wichtig ist

Kolik beim Pferd

In meinem Blogbeitrag erfährst du, was genau man unter einer Kolik versteht und warum eine osteopathische und physiotherapeutische Behandlung danach absolut notwendig ist!

Vor diesem Anruf hat jeder Pferdebesitzer Angst!
Mich erreichte er letzten Woche Freitag.
Meine Stallbesitzerin rief mich um 12:50 an und teilte mir mit, dass meine Stute koligt.
Ich bin natürlich sofort ins Auto gesprungen, 10 Minuten später war ich am Stall.
Meine Stallbesitzerin führte sie bereits im Schritt, da sie sich andauernd hinwerfen wollte.
Die Katastrophe kam dann aber noch:
Ich habe 45 Minuten keinen Tierarzt erreicht! Weitere 40 Minuten dauerte es dann, bis der Tierarzt kam. Schnell war klar, Darmverlagerung und massive Aufgasung – also ab in die Klink. 
Das Ende vom Lied: 
Bis abends war nicht klar, ob sie nicht doch operiert werden muss.
Über Nacht hat sie sich dann stabilisiert, sodass ich sie dann am nächsten Tag abends wieder abholen konnte.

Der Begriff „Kolik“ beschreibt einen Bauch- oder Unterleibsschmerz – also eine symptomatische Reaktion auf eine Vielzahl möglicher Probleme im Bereich des Verdauungstraktes bzw. angrenzender Strukturen.  

Im Kern bedeutet Kolik aber: Der Darm oder ein Abschnitt des Bauchraumes ist in seiner Funktion gestört – sei es durch 

  • Gasansammlung
  • Blockaden
  • Verlagerung oder Verlegung von Darmabschnitten
  • verminderter Transport
  • oder Durchblutungsstörungen
Kolik hat viele Ursachen. Wichtig ist die Nachbehandlung

Es gibt nicht nur die eine Kolik, sondern mehrere Formen mit unterschiedlichen Ursachen und Schweregraden.

Gas- oder Tympanie-(Flatulenz-)Kolik: Durch Ansammlung von Gas im Verdauungstrakt entsteht Druck, die Darmwand wird gedehnt, es kommt zu Krämpfen und Schmerzreaktionen.
– Häufig Folge von abrupten Futterwechseln oder schlecht fermentierbaren Futtermitteln.  

Spasmodische Kolik: Überaktive oder unregelmäßige Darmkontraktionen führen zu schmerzhaften – Spasmen (= Verkrampfung).
– Oft mildere Ausprägung, aber dennoch belastend.  

Verstopfungskolik: Durch trockenes Futter, unzureichenden Wasseraufnahme, Zahnprobleme oder Sandansammlungen kommt es zu einem „Stau“ im Darm.  

Sand-Kolik: Eine Sonderform der Verstopfungskolik – Aufnahme von Sand oder Staub führt zu Ansammlung im Dickdarm, Irritation, verminderter Motilität und damit Schmerz.  

Displacements, Verschiebungen oder Torsionen (Drehungen) / Strangulationen: Ein Teil des Darms verschiebt sich, dreht sich oder wird abgeschnürt – dadurch kann sowohl Passageblockade als auch Durchblutungsbeeinträchtigung entstehen. Sehr ernsthafte Form mit rapidem Krankheitsverlauf.  

Entzündliche Formen (Enteritis, Colitis, Peritonitis) oder Schleimhautschädigungen: Entzündungen oder Schädigungen der Darmwand können ebenfalls als Kolik-Symptomatik auftreten.  

Muskel- und Organspannung

Schmerzen im Bauchraum führen reflexartig zu Anspannung von Bauchmuskulatur, Zwerchfell und Rückenmuskeln.
Diese Schutzspannung behindert Atmung, Beweglichkeit und Organ-Gleitmechanik.

Zwerchfell & Atemmechanik

Beim Pferd ist das Zwerchfell Schnittstelle zwischen Brust- und Bauchraum. Wenn der Bauchraum durch Druck, Gas oder Spannung belastet ist, wird die Zwerchfellbewegung eingeschränkt. Eine flachere, komprimierte Atmung kann die Ventilation und damit die Sauerstoffversorgung verschlechtern und Stress auf das Nervensystem erzeugen.

Organ- und Darmmobilität

Der Darm benötigt freie Gleiträume, Motilität und gute Durchblutung. Ansammlungen von Gas oder Flüssigkeit, Blockaden oder Verschiebungen behindern diese Mobilität. Gleichzeitig können Nachbarstrukturen (z. B. Niere, Milz, Leber, Gefäßsystem) in Mitleidenschaft gezogen werden.

Bewegungsapparat und Wirbelsäule

Aus Schutzreaktion verändert das Pferd oft seine Haltung: gekrümmter Rücken, eingesunkene Flanken, Schonhaltung beim Stehen oder Bewegen. Diese Haltungsänderungen begünstigen Gelenk- und Wirbelsäulenblockaden, Muskelungleichgewichte und dadurch weitergehende Kompensationen.

Vegetatives Nervensystem & Kreislauf

Eine Kolik löst Stressreaktionen aus – das sympathische Nervensystem aktiviert sich. Blut wird verstärkt in lebenswichtige Organe umgeleitet, die Verdauung wird gehemmt. Nach der akuten Phase bleibt häufig eine erhöhte Muskeltonizität oder Spannung zurück, die wiederum Bewegung und Kreislauf beeinträchtigen kann.

Eine Kolik hinterlässt Spuren, die unbedingt behandelt werden müssen

Ausgehend von den oben dargestellten biomechanischen Zusammenhängen wird klar:
nach der eigentlichen Kolik  – also wenn der akute tierärztliche Notfall überstanden ist – kannst du deinem Pferd mit einer osteopathischen und physiotherapeutischen Behandlung helfen lassen!

Wichtig ist, dass eine Kolik immer einen Grund bzw. Ursache hat – und da muss man ansetzen!

Folgende Ursachen können Koliken begünstigen:

  • Fütterungsprobleme: Plötzliche Futterumstellungen, hoher Anteil an Stärkefutter, mangelnde Wasserversorgung, Zahnprobleme oder vermehrte Sandaufnahme.  
  • Bewegungsmangel / Haltung: Wenig Bewegung oder längere Boxenruhe können die Darmmotilität reduzieren und die Beweglichkeit einschränken – was wiederum die Darmfunktion beeinträchtigt.
  • Kreislauf- oder Stoffwechselprobleme: Ältere Pferde, Pferde mit Herz-/Kreislaufschwächen haben ein höheres Risiko für Darmverschiebungen oder Beweglichkeitsdefizite.  
  • Stress / Umstellungen: Reise, Turnier, neue Herde, Wetterumschwung – all das kann Darmfunktion und Haltung beeinflussen und so indirekt eine Kolik begünstigen.
  • Bewegungsapparat- und Organrestriktionen: Blockaden im Becken, der Wirbelsäule oder dem Zwerchfell können bereits die Darmmotilität negativ beeinflussen.
  • Sand- oder Fremdkörperaufnahme: Gerade in sandigen Paddocks oder bei Heufütterung vom Boden, kann Sand das Risiko erhöhen.  

Nach einer Kolik ist also keineswegs alles erledigt.
Ja – der Tierarzt hat das akute Problem gelöst.
Aber dein Pferd trägt noch Spuren dieser Krise: im Bewegungs-, Atem- und Verdauungssystem.

Und genau hier setzt meine Arbeit an – mit physiotherapeutischen und osteopathischen Behandlungen, Futterberatung und natürlich einer Ursachenanalyse, damit sich kein Teufelskreis bildet.