…und dann hat man plötzlich einen Senior
Irgendwie hat es uns schneller erwischt als gedacht. Natürlich fängt man ab einem gewisse Punkt an, darüber nachzudenken wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist, sein Pferd „in Rente“ zu schicken.
Aber dass es dann doch so schnell ging… naja lies selbst.
In diesem Blogbeitrag erfährst du, was der Begriff „in Rente“ für mich und meine 29 jährige Isländerstute Kaeti bedeutet und welche Herausforderungen wir uns stellen müssen. Außerdem habe ich dir noch ein paar Tipps zusammengefasst, mit denen dein Oldie fit bleibt.
Wann war der Zeitpunkt gekommen?
Bis Anfang des Sommers war meine Kaeti für ihr Alter wirklich noch sehr fit.
Mit fit meine ich altersentsprechend gesund, lauffreudig und lebensfroh.
Ich bin sie sogar noch 2x die Woche geritten – und das hat sie auch eingefordert. 🙂
Die restliche Woche wurde sie auch bewegt, angepasst an ihre tägliche Verfassung.
Entweder lief sie als Handpferd mit oder wir waren Spazieren oder haben Bodenarbeit gemacht.
Ich empfehle auch meinen Kunden, ihre Senioren regelmäßig zu beschäftigen – auch wenn vielleicht der Bewegungsapparat nicht mehr ganz so gut funktioniert – der Kopf tut es meist schon noch.
Aber nun zurück zu dem Zeitpunkt, an dem ich beschlossen habe, meine Kaeti in „Reit-Rente“ zu schicken.
Im Juli hatte meine Süße leider eine heftige Phlegmone. 2 Wochen nur Schritt, Nachts Box und selbstverständlich Schmerzmittel und Entzündungshemmer. Danach waren zwar die Schmerzen weg und die Phlegmone ausgeheilt, aber auch Muskulatur und Kondition weg.
Das geht bei den Oldies leider oft schneller wie man denkt.
Und genau das war für mich der Zeitpunkt: Kaeti darf nun in Rente gehen.

Was heißt für mein Pferd „in Rente gehen“?
Was es definitiv NICHT für mich bedeutet: ab auf’s Abstellgleis.
Ich sehe es immer wieder, dass Oldies dann einfach auf die Wiese gestellt werden, weil sie ja da vermeintlich einen schönen Lebensabend verbringen können.
Aber ist das wirklich so?
Für meine Kaeti sicher nicht.
Sie ist seit 23 Jahren an meiner Seite und gewöhnt, dass sie jeden Tag bewegt und beschäftigt wird.
Als Physiotherapeutin und Osteopathin für Pferde kann ich das noch weniger zulassen.
Das Sprichwort „wer rastet der rostet“ kennt jeder und ja, es gilt genauso für unsere Vierbeiner!
Würde ich sie einfach wegstellen, würde in kürzester Zeit ihr Stoffwechsel noch weiter herunterfahren, sich die Versorgung der Gelenke verschlechtern und Entzündungen ausbreiten.
Die Folgen wären Schmerzen und damit ein weiterer und noch schnellerer Muskelabbau.
Je nach Alter und Vorerkrankungen muss man das Programm anpassen.
Das kann wochenweise oder manchmal auch tageweise, z.B. im Winter bei nasskalten Temperaturen, notwendig sein.
Wie könnte so ein Oldie-Programm aussehen?
Wie für jedes Pferd, gilt für unsere Senioren sogar noch mehr, das Trainings- und Beschäftigungsprogramm an die Tagesform anzupassen – und das kann dann doch schon mal einen höheren organisatorischen und zeitlichen Aufwand bedeuten.
Ich bin seit mittlerweile 7 Jahren selbstständig und kann mit zwar meine Zeit selbst einteilen, muss aber eben auch meine Patienten, meine 2 Pferde und meinen Hund unter einen Hut bringen.
Kaeti lief daher vor ihrer Rente teilweise täglich als Handpferd mit oder war mein Reitpferd. Es gab auch immer auch Tage, an denen meine Pferde „Pause“ hatten.
Heute geht das kaum mehr, da ich ihr jeden Pausentag ansehe. Damit meine ich, wenn sie „nur“ die Bewegung im Offenstall hat, genügt das nicht (mehr), damit ihre Gelenke ausreichend „geschmiert“ werden. Am nächsten Tag sind dann die Beine angelaufen, sie ist müder und unmotivierter, weil wieder mehr zwickt als sonst.
Also heißt das aktuell für mich: Wenn ich sie nicht selbst bewegen kann, muss ich dafür sorgen, dass sie bewegt wird. Und bisher klappt das ganz gut 🙂
Und dank der täglichen Bewegung hat sie auch wieder mehr Tage, an denen sie deutlich mehr laufen kann und möchte. Und an diesen Tagen nem ich sie als Handpferd mit und wir machen eine schöne große Runde im Wald.
Am Wochenende habe ich immer eine Pflegebeteiligung da, die mit ihr große Spaziergänge macht.
Den Rest der Woche versuche ich ihr Abwechslung zu bieten – wenn sie einen nicht so guten Tag hat, machen wir auf unserer Trainingswiese Bodenarbeit und Gymnastizierung. Das hält geschmeidig und sie muss ihren Kopf dabei auch mal wieder anstrengen. 😉
Wenn dann die Nächte bald wieder kälter werden, muss ich wieder umorganisieren und ihr Training anpassen – aber das mache ich gerne für meine Maus.
Die Fütterung nicht vergessen!
Das Thema Fütterung möchte ich hier auch unbedingt ansprechen, da ich auch hier immer wieder sehe, wie Oldies falsch gefüttert werden.
Der Markt ist überschwemmt mit Seniormüslis, BesteJahre Mash oder wie die Produkte alle heißen.
Sie haben leider alle eines gemeinsam: schnell verfügbare Kohlenhydrate in Form von Gerste, Mais, Weizen etc. als auch viel viel Zucker (Melasse, Trester).
Das schmeckt den Senioren natürlich sehr gut und lässt sie auch nach kurzer Zeit etwas runder aussehen.
Aber! Diese Inhaltsstoffe und Füllstoffe belasten stark den Stoffwechsel und der ist bei unseren alten Pferden ja eh schon nicht mehr der beste.
Die Lösung, damit dein Oldie nicht noch mehr abnimmt?
Lasse eine Rationsberechnung machen, und das am besten 2x im Jahr.
Mit einer Rationsberechnung kann der genaue Bedarf und auch Mehrbedarf deines Seniors berechnet werden – und zwar ganz individuell auf Alter, Rasse, Vorerkrankungen!
Ich habe aktuell 2 Senioren in meinem Kundenstamm, ein Trakehner mit 35 Jahren und eine Isländerstute mit 34 Jahren, und beide stehen dank individueller Rationsberechnung absolut gut da und freuen sich ihres Lebens!
Wenn dich das Thema Rationsberechnung interessiert, kannst du mir sehr gerne eine E-Mail schreiben, und wir schauen uns einmal die Ration deines Oldies an.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir da noch einiges optimieren können, sodass eine bestmögliche Versorgung gewährleistet ist und du die Geld für teure Müslis und Zusätze sparen kannst!
Meine Tipps für dich, damit dein Senior fit bleibt:
1. Regelmäßige Bewegung (angepasst an Tagesform!)
2. Regelmäßig Physiotherapie & Osteopathie für mehr Mobilität
3. Trainingsreize und Abwechslung schaffen statt „nur Spazieren gehen“
4. Rationsberechnung 1–2x im Jahr anpassen für die optimale Versorgung
5. Zähne, Blutbild & Verdauung regelmäßig checken
Du hast auch ein Pferd „in Rente“ und möchtest es bestmöglich unterstützen?
Schreib mir gern oder informiere dich über meine Angebote auf meiner Website und auf Social Media.
Ich freue mich auch, wenn du auf meinem Instagram und Facebook Kanal vorbei schaust, um dich über weitere spannende Themen rund um Hund, Katze, Pferd zu informieren.
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